Niemals, und jetzt das...

So kann's kommen. Ich hatte mir immer geschworen: "Niemals im Block!"
Tja, so ist das.
Seit einem Monat schon bin ich im Block, und jetzt auch noch online. Wenn, dann auch richtig.
Dabei ist jetzt wirklich alles anders: Auf dem Klo riecht es, auch wenn ich nicht drauf war, im Flur hört man Geräusche, die man sonst nur aus Krimifilmen kennt (jeden Morgen klopft jemand irgendwo an der Tür und schreit, einmal wurde auch "Polizei!" gerufen), Katzen gehen ein und aus und leben ihre Libido, wie sie's eben können.
Letzte Nacht - es war warm, das Fenster auf - kam eine dicke, fette Motte hineingeflogen. Ich dachte: "Im fünften Stock?"

Den Fahrstuhl benutze ich nur für die Aufwärtsfahrt, und dann immer mit sehr gemischten Gefühlen (es gibt ein Lied von einer Studentin, die in einem Fahrstuhl hier in der Stadt verhungerte). Außerdem weiß ich bis heute noch nicht, wie man die zwei Türen des Fahrstuhl öffnet, wenn man die Hände voll hat - die äußere Metalltür öffnet nach außen, dann steht man vor zwei sehr strammen Schwingtüren, die natürlich nach innen öffnen.

Fahrstuhl

So bin ich meinem ersten "sichtbaren" Nachbarn einmal sehr nah gekommen (und dieser guckte so komisch lüstern). Bei anderer Gelegenheit der jungen Frau wäre ich schon gern näher gekommen, habe aber anstandshalber das Gesicht und den Körper abgewandt (um nicht auch so komisch lüstern zu wirken).


Das größte Rätsel war für mich aber lange Zeit die Müllentsorgung. Die Mülltüte war zum Glück recht groß, doch nach zwei Wochen verlangte sie - und ich war einer Meinung - nach Entsorgung. Also umrundete ich das Haus, kein Müllcontainer weit und breit. Als ich vom Einkaufen kam, standen zwei alte Damen im Hausflur. Ich fragte sie, wo man den Müll entsorgt. Sie schauten mich entgeistert an und meinten: "Wie, Sie wollen Ihren Müll bei uns entsorgen?" - Ich: "Aber ich wohne hier!" - Darauf die eine Dame: "Wo?" - Ich wieder: "In der fünften Etage." - Die Dame: "Hab ich mir gedacht. Bei der Deutschen." (meine Vermieterin arbeitet für eine deutsche Firma) - In dem Moment kam ein sehr alter Mann die Treppen herab. Die Damen zu ihm: "Hey, der hier weiß nicht, wo er den Müll hintun soll." - Der Herr stieg bis zu uns hinunter und wieder: "Hast du gehört, der hat keine Ahnung, wohin mit dem Müll." - Der Alte: "Ja, sowas." - Die Frau: "Er wohnt bei der Deutschen. Fünfte Etage." - Die andere Frau: "Und hat keine Ahnung, wo er den Müll hintun soll."
Allgemeines Kopfschütteln, dann wurde mir erklärt: In jeder Etage gibt es neben dem Lift eine Tür zu einer kleinen Kammer, dort ist ein Deckel in der Wand, dahinter ein Loch, und genau da hinein wirft man den Müll.
Ich bin dann ganz schnell verschwunden, bevor noch andere Nachbarn aus ihren Wohnungen kommen konnte.

Kammer-des-Grauens

Diese Kammer ist wirklich da, sie ist stockfinster und es riecht sehr süß - aber nicht die Art süßer Geruch, wie man ihn vom Mandelbäcker oder von Gummibärchentüten kennt. Nein, ganz anders. Eher so, wie es in Schlachthöfen oder auf Mülldeponien riecht.
Was man mir nicht erzählte war, dass das Loch in der Wand nicht besonders groß ist. Meine Mülltüte passte dort nicht hinein, auch nicht mit Gewalt. Na ja, es war ja dunkel, also habe ich von Hand den Müll - der ja meiner war - aus der Tüte ins Loch geschaufelt. Schön aber war das nicht.
Jetzt werfe ich ungefähr jeden zweiten Tag meine Mülltüte hinein, die nicht mehr als ein paar Teebeutel, Bonbonpapier und manchmal eine Tütensuppentüte enthält. Spannend ist es schon, das Geräusch, das beim Hinabrutschen des Mülls entsteht.

Schwarzes Loch
Nielsson - 7. Mai, 20:50

Ist das Headerbild aus Frankreich?

Ambulito - 7. Mai, 21:16

Headerbild

Nein, ein paar tausend Kilometer weiter östlich. Gibt es solche Häuser auch in Frankreich?
SusanneM - 8. Mai, 12:12

Verrätst du,

wo das ist?

Ambulito - 8. Mai, 12:28

Ich Verräter

Na klar, ich bin in Bukarest, mitten in Rumänien. Aber keinem weitersagen!

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